Donnerstag, 20. Oktober 2011

Simond - Anaconda Cup

Auf einen Blick 

Hersteller: Simond - Chamonix since 1860 

Art: Eisgerät, Eisaxt 

Einsatzbereich: Eiswände, Alpinismus, Hochalpin, Wasserfallklettern 

Variationen: Erhältlich mit Schaufel oder Hammer oder als abgespeckte Light Version fürs reine Eisklettern 

Highlights:
- weiter Einsatzbereich - super Allroundgerät
- extrem guter Biss
- geringes Gewicht von nur 555g (mit Schaufel) 

Preis- / Leistungsverhältnis: sehr gut 

Erhältlich bei: VerticalExtreme


Testbericht
Simond Anaconda Cup
Ich benutze das Simond Anaconda Cup seit 3 Jahren sehr intensiv. Das Eisgerät ist mein ständiger Begleiter bei allen erdenklichen Touren zu jeder Jahreszeit. Als die Kaufentscheidung anstand, habe ich mir die Frage gestellt: "Was soll das Gerät können und welche Eigenschaften soll es haben?" Die Antwort darauf war nicht einfach zu finden... Nachdem ich bisher einen technischen Eispickel für anspruchsvolle Bergtouren und zwei Eisgeräte fürs Eisklettern und Eiswände im Einsatz hatte sollte es ein Gerät sein, dass alle Eigenschaften in sich vereint. Leicht genug, um es auch längere Zeit umherzutragen, flexibel genug für einen schnellen Hauenwechsel im Notfall und zugleich guter Biss und eine kleine Handauflage fürs Eisklettern bis maximal Schwierigkeit WI 5 (längere senkrechte Passagen). Nach langem Hin und Her, Ausprobieren diverser Gerät von Kletterpartnern und Testen im Laden, fiel meine Wahl schlussendlich auf das Eisgerät der französischen Hardwareschmiede Simond aus Chamonix. (Zur Debatte standen noch das Petzl Quark, das Grivel Matrix und das Black Diamond Viper.) Ich habe diese Wahl nie bereut und kann die bissige Anaconda nur jedem ans Herz legen, der sich nicht auf eine Spielart wie z.B. Eisklettern spezialisieren will, sondern damit das ganze Jahr am Berg aktiv sein möchte. Ich werde euch im folgenden meine Erfahrungen in den verschiedenen Einsatzbereichen schildern:

Anspruchsvolle Hochtouren, Alpinismus
Simond Anaconda Cup - Handauflage
Beim Einsatz bei anspruchsvollen Hochtouren sollte ein Pickel wenig Gewicht auf die Waage bringen und dabei trotzdem sehr stabil sein, als Steckpickel einsetzbar sein und vielseitg zu Greifen sein. Das Anaconda Cup erfüllt die beiden ersten Kriterien mit Bravour. Die Ausführung mit Schaufel wiegt nur 555g, die Ausführung mit Hammer 595g. Spezielle Eispickel für anspruchsvolle Hochtouren, wie der Petzl SumTec, kommen im Vergleich dazu auf etwa 500g - bei einem deutlich schmälerem Einsatzbereich. Es gibt zwar leichtere Eispickel mit nur an die 300g - deren Schaft ist jedoch ausnahmslos Typ B. Der Schaft des Anacondas erüllt die Richtlinien eines Typ T Schaftes, der deutlich höhere Bruchwerte aufweist wie sie z.B. bei einer Sicherung über den Eispickel auftreten können. Für weiterführende Informationen empfehle ich folgenden Link: http://www.rother.de/pdf/_376336031X_joker.pdf
Das Simond Anaconda Cup hat am unteren Ende des Schafts ein fixe Handauflage. Diese ist für meinen Geschmack genau richtig dimensioniert. Die Verwendung des Eisgeräts als Steckpickel ist in fast allen Situationen noch gut möglich, ich hatte hier nie Probleme. Es ist jedoch denkbar, dass bei sehr hartem Firn der Schaft nicht mehr versenkt werden kann - in solchen Situationen wechsle ich jedoch eh zum Einsatz des Geräts als Eisgerät und arbeite mit der Haue. Der Griff des Geräts ist im unteren Drittel gummiert und greift sich dort enorm gut und sicher. Will man höher greifen, fasst man das Gerät am besten an der Krümmung des Schaftes mit den Rillen - aufgrund der Griffposition genau an der Krümmung hält man sich auch hier noch recht sicher - der Komfort ist aber nicht zu vergleichen mit einem Pickel mit komplett gummiertem Schaft, wie dem Petzl Summit. Da ich aber nicht im senkrechten Gelände kürzer greifen muss, sondern nur im mäßig steilen Gelände, ist ein guter Grip und Sicherheit beim Klettern immer gegeben. Optional gibt es einen nachrüstbaren Trigger, der noch mehr Griffmöglichkeiten ermöglicht.

Eiswände
Simond Anaconda Cup - Handschlaufe
Eiswände sind das heimische Biotop der Anaconda. Das Gerät ist von der ganzen Geometrie mit dem leicht gekrümmten Schaft perfekt auf mittelsteiles bis steiles Gelände (50-80 Grad) abgestimmt. Ein wichtiges Kriterium bei einem Eisgerät für Eiswände ist die schnelle Auswechselbarkeit der Haue im Fall der Fälle. Ist diese nicht gegeben oder nicht praktikabel, kann ein Bruch der Haue zu verheerenden Situationen führen. Der beste Schutz ist natürlich noch immer ein kleines Drittgerät mitzunehmen, wie es in manchen Lehrbüchern noch immer empfohlen wird - doch dann ist der Vorteil des leichten Gepäcks natürlich dahin. Das Anaconda Cup kommt mit einem gut durchdachten Wechselsystem. Mit der Haue des zweiten Eisgerät werden die groß dimensionierten Schrauben am Kopf des Schafts gelöst und die Haue kann gewechselt werden. Die Schrauben müssen dabei nur nur ein wenig aufgeschraubt werden - so wird dem Verlust der Schrauben vorgebeugt und auch das Einlegen der neuen Haue geht schnell von der Hand. Es empfiehlt sich aber dringend - wie bei jedem anderen Eisgerät auch - das Wechseln der Haue zuvor mit Handschuhen zu üben und, als unbedingte Voraussetzung, eine Ersatzhaue griffbereit zu haben (ganz unten im Rucksack ist eher unpraktisch). Ein weiterer wichtiger Punkt beim Klettern in einer langen Eiswand ist eine gute, komfortable Handschlaufe, mit der viel Gewicht von den Händen auf das Handgelenk verlagert wird, was ermüdungsfreies Klettern auf lange Sicht erst ermöglicht. Zudem soll die Hand schnell aus der Schlaufe befreit werden können, um z.B. Eisschrauben zu drehen, zu sichern usw. Die Simond Handschlaufe erfüllt all diese Aufgaben mit Bravour. Leider ist sie nur kompatibel zu Simond Geräten, da die Schlaufe mithilfe eines eisernen Bolzen, der oben am Schaft angebracht ist, befestigt wird. Die Handschlaufe ist gut gepolstert und trägt bei Bedarf auch mal das komplette Körpergewicht, ohne das es einem die Blutzufuhr abschneidet. Zugleich ist sie aber nicht zu dick, um unhandlich zu sein. Um sich aus der Handschlaufe zu befreien hat man gleich zwei Möglichkeiten. Einmal öffnet man den breiten Klettverschluss direkt am Handgelenk und ist dann völlig frei vom Gerät oder man entfernt mit einem Handgriff die komplette Handschlaufe indem man den Eisenbolzen am oberen Schaft des Geräts in das Gerät drückt und die Lasche dann nach oben zieht. Dies funktioniert - aber nicht perfekt. Man braucht etwas Übung und die ganze Sache geht auch etwas hakelig. Mit dünnen Handschuhen gut... mit dicken keine Chance. Das wieder Einrasten klappt hingegen perfekt.

Eisklettern
Simond Anaconda Cup
In den Läden gibt es unzählige, hoch technisierte Spezialgeräte ganz speziell zum steilen Wasserfallklettern. Für jemanden, der zwar so oft wie möglich auch im Winter unterwegs ist, aber nicht unbedingt freistehende, senkrechte Säulen klettern möchte, muss es aber nicht so eine Wunderwaffe sein, um glücklich zu werden. Das Anaconda Cup ist für Eisklettereien bis zum Schwierigkeitsgrad WI 4-5 geeignet. Für steilere Sachen ist das Gerät zu wenig gekrümmt und die Handauflage ist zu klein. (Man wird sich also oft die Finger am Eis anschlagen und muss viel Kraft aufwenden.) Wer es aber gemäßigt mag und überwiegend in WI 4 Eisfällen unterwegs ist, der wird mit dem Simond vollauf zufrieden sein. Besonders hervorzuheben im harten Wassereis ist die unglaubliche Bissigkeit des Geräts - dies liegt an der speziellen Geometrie. Die Haue ist komplett in den Schaft integriert und der Schaft kommt mit einer speziellen Einkerbung im mittleren Teil (siehe Bilder). Die Vibrationen des Geräts werden somit minimiert und dabei die Stabilität erhöht. Obwohl das Gerät sehr leicht ist, entwickelt sich beim Schlagen ein super Zug - auch ohne Gewichte am Kopf wie bei anderen Geräten. Nachfeilen ist kein Problem. Ich klettere in Eisfällen gerne ohne Handschlaufen, was mit dem Anaconda keinerlei Problem darstellt. Die Handauflage kann natürlich nicht mit der ausgefeilten Konstruktion eines Petzl Nomic mithalten, ist aber völlig ausreichend wenn es nicht die ganze Zeit über senkrecht ist. Für das Klettern mit Handschlaufe gilt natürlich das gleich wie oben im Punkt "Eiswände" beschrieben. Für Gewichtsfetischisten ist vielleicht noch wichtig, dass Schaufel und Hammer für noch weniger Gewicht entfernt werden können. Optional kann noch ein Trigger am Schaft befestigt werden den manche Eiskletterer zu schätzen wissen. Die Haue ist extrem bissig und kommt mit jedem Eis zurecht. Erwähnenswert ist, dass es nur eine Art Haue für das Gerät gibt. Die montierte Haue ist, wie das ganze Gerät ein guter Allrounder und macht überall eine gute Figur. Das Montieren einer speziellen Mixed Haue, einer Haue für hartes Wassereis oder ähnliche spezielle Situationen ist nicht möglich. Der Eine wird es mögen, der Andere nicht.

Fazit
Das Simond Anaconda Cup ist das perfekte Allroundgerät für den vielseitigen Alpinisten und für jene, die sich alle Möglichkeiten offen halten wollen. Der bevorzugte Einsatzbereich sind anspruchsvolle Hochtouren, Alpinismus und Eiswände. Aber auch beim Eisklettern macht das Gerät eine gute Figur. Man ist immer wieder erstaunt, wie präzise und mit wie wenig Kraft man mit diesem Gerät schlagen kann. Die Verarbeitung und die Langzeitqualität sind perfekt. Die Hardwarespezialisten Simond vom Fuße des Mont Blanc haben damit ein sehr ausgereiftes Gerät im Sortiment, das sich nicht hinter großen Marken, wie Petzl, Grivel oder Black Diamond verstecken muss.

Samstag, 8. Oktober 2011

La Sportiva – Wild Cat GTX


Auf einen Blick

Hersteller: La Sportiva

Produkt-Art: Laufschuhe, Mountain Running

Jahreszeit: Ganzjährig

Funktionalität: Bergläufe, Geländeläufe und Jogging

Produkt-Design: Erhältlich in unterschiedlichen Farben, sticht hervor durch die Netzkonstruktion. 

Produkt-Highlights:
- Hoch Atmungsaktiv
- Sehr leicht
- Gutes Dämpfungssystem

Preis- / Leistungsverhältnis: Gut

Erhältlich bei: VerticalExtreme

Testbericht

La Sportiva – Wild Cat GTX
Ein Blickfang sind die Wild Cat GTX von La Sportiva auf jeden Fall, nicht verwunderlich, gutes Schuhdesign wurde den Italienern in die Wiege gelegt. Doch können die Wild Cat GTX auch in der Leistung überzeugen? Um das herauszufinden habe ich mir ein Paar geholt und bin mit ihnen in die Berge gegangen. Auf dem Programm stand die Pyramidenspitze im Zahmen Kaiser. Ich denke die Strecke ist für diese Zwecke gut geeignet, verfügt sie doch über fast sämtliche Geländearten, denen man in den Bergen als Läufer begegnet.

La Sportiva – Wild Cat GTX
Die Besonderheiten des Wild Cat GTX, die ihn von anderen abheben, liegen sicherlich in der stabileren Sohle, dem durchgehenden Netzschaft und der starken Dämpfung. Im Vergleich zu seinen meisten Kontrahenten besitzt er wenig Gummiverstärkung an den Seiten, dies begünstigt natürlich die hohe Atmungsaktivität. Ganz ohne Schutz ist er jedoch nicht, der Frontschutz für die Zehen leistet ganze Arbeit, selbst in Geröllfeldern kann man sich mit ihm noch sicher bewegen. Seinen Namen hat der Wild Cat GTX von La Sportiva bestimmt von seiner Sohle erhalten. Hier ist der Name Programm, seine "Zähne" beißen sich tatsächlich in das Gelände wie eine Wildkatze in ihr Opfer. Gerade auf Waldboden bis hin zu mittel-groben Geröll spielt er seine volle Stärke aus. Vielleicht ist es am besten wenn ich die Eigenarten des Wild Cat GTX anhand der unterschiedlichen Geländearten durchgehe.

Teer – Dieser Untergrund kommt der starken Dämpfung gut entgegen, Gelenke werden vor häufigen, starken Erschütterungen geschützt. Jedoch gibt es hierfür natürlich spezielle Schuhe, auch werden auf Teer die roten Profilrippen stark abgenutzt und somit verliert der Wild Cat seine gute Leistung im "wilden" Gelände.

Forstweg und Wiese – Man könnte sagen, dass der klassische Forstweg sein Revier ist und man spürt förmlich das er hier zu Hause ist. Perfekte Griffigkeit durch die gezahnte Sohle, besonders das Abstoßen wird dadurch sehr effizient. Der Auftritt-Schock wird super durch die Dämpfung absorbiert. Auch auf wurzeligem Gelände merkt man wie der Wild Cat GTX sich in den Boden krallt um dem Läufer ein Maximum an Stabilität herauszuholen.

La Sportiva – Wild Cat GTX
Geröll – Vorweg, dafür ist der Schuh nicht gebaut worden, dennoch führte meine Teststrecke durch ein breites Geröllfeld. Also will ich euch sein Verhalten in dem Gelände nicht vorenthalten. Bewegt man sich in einem Geröllfeld nach oben, kann man sagen, dass der Schuh noch ganze Arbeit leistet. Jedoch ist dieser Schuh nicht annähernd so steif wie ein Bergschuh was mehr Muskelarbeit erfordert. Auf dem Heimweg runter wird es dann richtig unangenehm. Größere Steine die einem ins Gehege kommen können durch die fehlende robuste Oberfläche an den Seiten Verletzungen bewirken. Das leichte Netzmaterial bietet kaum Schutz. Somit meine ich, dass eine kurze Passage eines Geröllfeldes kein Problem darstellt und man diese ganz passabel überwinden kann. Bitte aber vorsichtig!

Fels – Überraschend griffig, ich konnte mit den Wild Cat GTX den kompletten Klettersteig vollenden. Natürlich mit dem Manko der fehlenden Steifigkeit eines Bergschuhs. Klar, auch hierfür ist dieser Schuh nicht gedacht gewesen. Es ist aber der Beweis, dass dieser Schuh in ebenen, felsigen Passagen einer Strecke ganz hervorragend funktioniert.

Schnee - Bisher konnte ich den Schuh aus Mangel an Schnee keinem Test unterziehen. Ich reiche diesen in kürze nach.

Erwähnenswert finde ich auch, dass der Wild Cat GTX die Füße nach einem ganzen Tag laufen ohne Schmerzen entlässt. Ich vermute, dass dies hauptsächlich an der guten Dämpfung sowie der leichten Bauweise liegt. Der Schuh kann sich somit perfekt an die Fußform anpassen und verhindert somit auch leichte Druckstellen.

Empfehlung

Der Wild Cat GTX deckt eine breite Kundengruppe ab. Mit diesem Schuh werden Gelegenheitsläufer die hauptsächlich auf leichten Forstwegen unterwegs sind genauso glücklich sein wie ambitionierte Trailläufer die raues Gelände ihr Zuhause nennen. Preis / Leistung ist meiner Meinung nach in Ordnung und da solche Schuhe gesellschaftsfähig sind, kann man sie auch für viele andere Freizeitaktivitäten tragen.

Wichtiger Kauftipp, probiert diesen Schuh unbedingt im Laden an, sie fallen klein aus, ich musste mir diese Schuhe eine Größe größer kaufen als normal.